Decke auf, wo Atmen krank macht!

Darum geht’s

Die Luft in Deutschland macht vielerorts krank. Im Jahr 2022 starben über 28.000 Menschen an den Folgen der Luftverschmutzung durch Stickstoffdioxid (NO₂) – zehnmal so viele wie bei Verkehrsunfällen. Dabei ist der Straßenverkehr Hauptverursacher der Stickstoffdioxidbelastung in Deutschland, gefolgt von Kraftwerken. Doch das muss nicht so bleiben! Wir haben jetzt eine einmalige Chance, aktiv gegen Luftverschmutzung vorzugehen: Die EU hat beschlossen, den derzeit viel zu hohen Grenzwert für NO₂ von 40 auf 20 µg/m³ im Jahresmittel zu halbieren. Die neue EU-Regelung gibt außerdem vor, dass aktiv gegen schlechte Luft vorgegangen werden muss, wenn ab dem Jahr 2026 eine Überschreitung des neuen NO₂-Grenzwertes festgestellt wird.

Mache deshalb jetzt mit und hilf uns aufzudecken, wo Atmen krank macht! Melde uns Orte in deiner Umgebung, an denen du besonders hohe Luftverschmutzung vermutest, damit wir dort gemeinsam messen können. Mit deiner Messung können wir deine Stadt dazu verpflichten, aktiv gegen Luftverschmutzung vorzugehen.

 

Hinweis: Unter allen Einreichungen wählen wir mehrere Hundert Orte aus, die sich für die Messungen besonders gut eignen. Ob deine Einreichung als Messort ausgewählt wurde, erfährst du ab dem 17. September per E-Mail.

Jetzt mitmachen:

Jedes Jahr sterben Tausende Menschen in Deutschland durch schmutzige Luft! Hilf uns, die Luftverschmutzung sichtbar zu machen und messe das Dieselabgasgift NO₂ bei dir vor Ort!

Hinweis: Aus allen Einreichungen wählen wir mehrere Hundert Orte aus, die sich für Messungen besonders gut eignen.

*Pflichtfeld

Deine Daten verarbeiten wir für die Teilnahme an dieser Aktion und würden dich auch gerne per E-Mail-Newsletter personalisiert und an deinen Interessen ausgerichtet und/oder telefonisch über den weiteren Verlauf dieser Aktion und die sonstige Arbeit der DUH informieren. Das detaillierte Vorgehen findest du hier. Deine Einwilligung für den Erhalt des Newsletters oder telefonische Informationen kannst du natürlich jederzeit widerrufen.

  • Mit den Messergebnissen werden wir die zuständigen Behörden konfrontieren und Maßnahmen für saubere Luft einfordern.

Decke mit uns auf, wo Atmen krank macht! So funktioniert’s:

  1. Melde uns noch bis zum 24.08. über das Teilnahmeformular einen Straßenabschnitt in deiner Gemeinde, bei dem du eine besonders hohe Luftverschmutzung vermutest.
  2. Unter den eingehenden Vorschlägen wählen wir mehrere hundert Orte und freiwillige Helfer für die simultan durchgeführten Messungen der Luftqualität aus.
  3. Wenn dein Vorschlag als Messort ausgewählt wurde, senden wir dir die Messkomponente inkl. Anleitung zu. Die Messkomponente ist ein kleines Röhrchen (ein sogenannter Passivsammler), das du ganz einfach am entsprechenden Ort aufhängen kannst.
  4. Im Oktober messen wir mit dir und allen anderen Freiwilligen überall in Deutschland die NO2-Belastung.
  5. Nach der Beendigung der Messung schickst du uns die Messkomponente zurück und wir schicken die Messgeräte gesammelt ins Labor, um die Daten auszuwerten.
  6. An besonders hoch belasteten Orten messen wir gerne zusammen mit euch weiter, um die langfristige Luftverschmutzung zu überprüfen. Außerdem nutzen wir die Messergebnisse, um zuständige Behörden damit zu konfrontieren und wirksame Maßnahmen zur Reduzierung der Luftverschmutzung an diesen Orten zu fordern.

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Im Jahr 2022 starben laut EEA über 28.000 Menschen in Deutschland an den Folgen des gesundheitsschädlichen Dieselabgasgifts NO2. Hauptursache für die hohe NO2-Belastung der Luft ist der Straßenverkehr, darunter vor allem Diesel-Fahrzeuge. Menschen, die an stark befahrenen Straßen wohnen oder arbeiten, sind davon besonders betroffen. Somit sind auch Gesundheitseinrichtungen, Schulen, Kindergärten und Senioreneinrichtungen betroffen, also Orte, an denen sich Menschen aufhalten, die aufgrund ihrer Physis ein erhöhtes Risiko haben, gesundheitliche Schäden durch Luftverschmutzung zu erleiden. Ausgerechnet auf Atemhöhe von Kindern, also auf circa einem Meter, ist die Atemluft oft noch stärker mit den schädlichen Dieselabgasen belastet als auf offizieller Messhöhe zwischen 1,5 und 4 Meter.

In Deutschland gilt aktuell noch ein Jahresmittelgrenzwert für Stickstoffdioxid von 40 µg/m³. Doch dieser Grenzwert ist viel zu lasch und nachweislich gesundheitsschädlich! EU-weit gilt ab 2030 ein verbindlicher Jahresmittelgrenzwert für Stickstoffdioxid von 20 µg/m³, das ist allerdings doppelt so hoch, wie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen. Deren Richtwerten zufolge sollte der Grenzwert für NO2 sogar nur bei max. 10 µg/m³ im Jahresmittel liegen, um schädliche Gesundheitswirkungen möglichst zu vermeiden. Der EU-Jahresmittelgrenzwert für das Dieselgift NO2 wurde 2024 an 43 Prozent der offiziellen Messstellen in Deutschland überschritten, die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation sogar an 78 Prozent.

Wir dürfen nicht länger zulassen, dass die Profitinteressen der Automobilindustrie stärker wiegen als unsere Gesundheit! Hilf uns deshalb, Luftschadstoffhotspots aufzudecken und mit den aktuellen Erkenntnissen Druck auf die jeweiligen Entscheidungsträger in den Ländern und Kommunen auszuüben!

Welche Folgen hat das Abgasgift Stickstoffdioxid (NO2) für unsere Gesundheit?

Luftverschmutzung ist der größte umweltbezogene Risikofaktor für Todesfälle weltweit. Schlechte Luftqualität kann Erkrankungen auslösen oder verstärken. So erhöhen Luftschadstoffe insbesondere das Risiko, an Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken. Sie können aber auch unser Nervensystem, den Stoffwechsel und das Immunsystem negativ beeinträchtigen.

Stickstoffdioxid löst vor allem entzündliche Prozesse in den Atemwegen aus, die zur Verringerung der Lungenfunktion, zu Asthma oder zur akuten Verschlechterung einer bestehenden chronischen Erkrankung, wie COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) führen können.

Die Erkenntnisse der gesundheitsschädigenden Wirkung basieren auf toxikologischen und epidemiologischen Studien. Die wissenschaftliche Evidenz der Nachweise der schädlichen Wirkung auch bei niedrigen Luftschadstoffkonzentrationen ist mittlerweile so hoch, dass die Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2021 ihre Empfehlungen deutlich verschärft hat. Aufgrund dessen, dass experimentelle Studien nur in einem sehr eingeschränkten Maß möglich sind, werden die Gesundheitsfolgen v.a. durch statistische Langzeitstudien belegt.

Durch diese lassen sich auch Todesfälle statistisch auf die langfristige Luftschadstoffverschmutzung zurückführen. Die Europäische Umweltagentur (EEA) veröffentlicht hierzu jährlich einen Bericht über die gesundheitlichen Belastungen durch Feinstaub PM2,5, NO2 und Ozon. Daraus geht hervor, dass allein im Jahr 2022 28.464 Menschen in Deutschland aufgrund des Dieselabgasgifts NO2 verstarben, weitere 69.865 Todesfälle sind auf Feinstaub zurückzuführen. Die Angaben basieren auf epidemiologischen Langzeitstudien, die Zusammenhänge zwischen Luftschadstoffen und Erkrankungen wie Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachweisen.

Häufige Fragen: Wie genau funktioniert die NO2-Messung?

Wie genau läuft die Messung ab?

Die Messung erfolgt mithilfe sogenannter Passivsammler – kleinen Röhrchen, die Stickstoffdioxid (NO₂) aus der Luft aufnehmen. Das Verfahren ist einfach, unkompliziert und liefert verlässliche Werte. Zunächst wird ein geeigneter Messort ausgewählt, idealerweise in verkehrsnaher Lage, z.B. an einem Straßenschild, einem Baum oder einer Laterne. Die Passivsammler werden dann mit Kabelbindern in etwa 2 Metern Höhe befestigt und sollten dabei zur Straße hin ausgerichtet sein. Um den Messvorgang zu starten, wird die rote Schutzkappe vom Röhrchen entfernt. Ab diesem Moment beginnt der Sammler, NO₂ aufzunehmen. Direkt nach dem Entfernen der roten Kappe sollte der mitgelieferte grüne Wetterschutz angebracht werden, der das Röhrchen vor Regen und Wind schützt. Die Messung dauert vier Wochen. Nach Ablauf dieser Zeit werden die Röhrchen wieder abgenommen, mit der roten Schutzkappe verschlossen und in den bereitgestellten Rücksende-Umschlag an die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zurückgeschickt. Von dort werden sie gesammelt und zur Auswertung an das akkreditierte Schweizer Labor Passam AG weitergeleitet. Alle Messungen werden von freiwilligen Helfer*innen durchgeführt. Erfasst wird ausschließlich das Dieselabgasgift Stickstoffdioxid.

Die Messdauer mit den Passivsammlern beträgt 4 Wochen. Daher sind die Messwerte, die ermittelt werden, nicht direkt mit einem Jahresmittelwert vergleichbar, können jedoch anhand von Vergleichsmessungen ins Verhältnis gesetzt werden.

Wo darf man das Messgerät aufhängen?

Die Messröhrchen dürfen grundsätzlich überall dort aufgehängt werden, wo die Öffentlichkeit Zugang hat und wo eine aussagekräftige Messung möglich ist, also in der Nähe von Straßen, jedoch nicht auf Privatgrundstücken oder in anderen für die Öffentlichkeit gesperrten Bereichen. Ziel ist es, vor allem den Einfluss des Straßenverkehrs auf die Luftqualität zu erfassen, da NO2 größtenteils von Dieselfahrzeugen emittiert wird. Damit unsere Messungen zuverlässig sind und die zuständigen Behörden unsere Messwerte ernst nehmen, sollten bei der Aufhängung die gleichen Regeln beachtet werden, die auch für offizielle Messungen gelten. Das heißt:

  • der Messort darf nicht weiter als 10 Meter von der Fahrbahn entfernt sein
  • mindestens 25 Meter Abstand zu verkehrsnahen Kreuzungen
  • Wenn möglich sollten 0,5 Meter Abstand vom nächsten Gebäude gehalten werden
  • Vorsicht: nicht auf Mittelstreifen messen!

Worauf muss ich achten?

Wichtig ist, bei der Anbringung des Passivsammlers sorgfältig vorzugehen, um eine verlässliche Messung zu gewährleisten. Der rote Deckel, der zu Beginn entfernt wird, muss unbedingt aufbewahrt werden, da er am Ende der Messung wieder auf das Röhrchen gesteckt wird, bevor dieses zurückgeschickt wird. Ebenso sollte der grüne Wetterschutz-Deckel sorgfältig befestigt und während der gesamten Messdauer dranbleiben, denn er schützt das Messgerät vor Regen und Wind.

Der Passivsammler sollte in einer Höhe von etwa 1 bis 4 Metern angebracht werden, um den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen. Je tiefer, desto höher die Abgas-Belastung. Um Vandalismus zu vermeiden, sollten die Messröhrchen jedoch etwas oberhalb des Blickfelds, etwa in Höhe von 2 bis 2,5 Meter angebracht werden. Der genaue Abstand zur Fahrbahn sollte so gering wie möglich sein und auf jeden Fall unter 10 Metern liegen.

Zudem ist eine ordentliche Dokumentation entscheidend: Es sollten Fotos vom Messort gemacht werden, die den Standort und die Umgebung gut erkennbar zeigen. Auch der exakte Messzeitraum (Start- und Enddatum) muss festgehalten werden, damit die Auswertung korrekt erfolgen kann. Die Protokollierung kann entweder digital oder über das mitgeschickte Papier-Protokoll erfolgen.

Darf man das rechtlich überhaupt?

Ja, es bestehen keine rechtlichen Bedenken, was die Durchführung dieser Messungen betrifft. Die eingesetzten Passivsammler entsprechen den EU-Richtlinien hinsichtlich der Messgenauigkeit und dürfen im öffentlichen Raum verwendet werden. Voraussetzung ist, dass sie an frei zugänglichen Orten angebracht werden, bei der Befestigung keine Beschädigungen entstehen und keine privaten Grundstücke betreten werden. Eine Genehmigung durch Ordnungsamt oder Polizei ist nicht notwendig.

Wichtig zu wissen: Es handelt sich nicht um eine offizielle behördliche Messung, sondern um eine Bürgerwissenschafts-Aktion mit freiwilligen Helfer*innen. Diese ersetzt keine Messungen durch Landesämter, die teilweise mit aufwendigerer Technik und unter hohem personellen sowie finanziellen Aufwand arbeiten.

Trotzdem haben unsere Messungen einen großen Wert: Durch die Vielzahl der erfassten Messpunkte entsteht ein realitätsnahes Bild der tatsächlichen Luftbelastung, insbesondere in Bereichen, die von offiziellen Stellen oft nicht berücksichtigt werden. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Transparenz über die Luftqualität vor Ort.

Welche Orte eignen sich besonders zum Messen?

Besonders geeignet sind Orte, an denen eine hohe Luftbelastung durch den Straßenverkehr vermutet wird, z.B. vielbefahrene Straßen und enge Straßenschluchten. Je durchgängiger die Bebauung, desto schlechter ist die Durchlüftung und desto eher reichern sich Schadstoffe an. Genau dort ist die Konzentration von Stickstoffdioxid (NO₂) oft besonders hoch.

Im Fokus stehen auch sensible Orte, an denen sich Menschen aufhalten, die besonders empfindlich auf Luftschadstoffe reagieren. Dazu zählen z.B. Kindergärten, Schulen, Kinderarztpraxen, Krankenhäuser, Pflegeheime und Senioreneinrichtungen. Gerade Kinder, ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen sind besonders gefährdet durch die gesundheitsschädlichen Auswirkungen von NO₂.

Wie sieht die Messkomponente aus?

Messkomponente Passivsammler

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